SCHADENAUFWAND SENKEN IN DER SACH-VERSICHERUNG

Autoren:

  • Dr. André Dibbert, Geschäftsführender Partner
  • Dr. Christoph Hartl, Partner
  • Dr. Philipp Wanger, Senior Associate

Geopolitische Turbulenzen und Inflation machen den Sachversicherern derzeit das Leben schwer: Knappe Ressourcen und gestörte Lieferketten führen dazu, dass z.B. Baumaterialien teurer werden und schwerer zu beschaffen sind. Lohnniveaus bei Handwerkern und Sanierungsdienstleistern steigen inflationsbedingt rasant an. Als Konsequenz sind (weitere) Prämienanpassungen notwendig – natürlich sind die Spielräume der Versicherer aber nicht unbegrenzt.
Um dem steigenden Schadenaufwand entgegen zu wirken, haben sich in unserer Beratungspraxis die folgenden zentralen Stellhebel als besonders erfolgreich herauskristallisiert:

  • Professionalisierung der Verhandlungen und Vereinbarungen mit Partnern:
    Gestaltung und konsequentes „Leben“ eines ganzheitlichen Dienstleisterauswahlprozesses sind wichtige Basis für die Optimierung des Schadenaufwands. Im Kern gilt es, Preisspannen zu kennen und Partner anhand eines Gesamtpreises für vordefinierte „Musterschäden“ zu wählen. Vollständige Leistungsverzeichnisse mit aktuellen Preisen und die Kalkulation von Musterschäden sind somit essentiell für den Erfolg bei Preisverhandlungen und die Auswahl der „richtigen“ Partner-Sanierer.

  • Stringentes Management des Sanierer-Netzwerks:
    Entlang des Schadenprozesses stehen unterschiedliche Dienstleister zur Verfügung. Diese sind zentral zu erfassen und transparent zu machen, da Vollständigkeit, Aktualität und Nutzerfreundlichkeit der Datenbank entscheidend sind für eine höhere Steuerungsquote in das Partnernetzwerk. Ergänzend sollten die gewählten Dienstleister stärker an das regionale Schadenaufkommen angepasst sowie von Vertriebspartnern und Kunden präferierte Sanierer an das eigene Netz angebunden werden.

  • Forcierung einer aktiven Schadensteuerung zu Partnern:
    Die wesentlichen Treiber zur aktiven Schadensteuerung (u.a. integriertes Betriebsmodell, stetige Aktivierung Mitarbeiter, technische Unterstützung) müssen miteinander verzahnt werden, um durch abgestimmte Optimierung deutlich mehr Durchschlagskraft auf den Schadenaufwand zu entfalten. Zu empfehlen ist darüber hinaus die Forcierung proaktiver Angebote für Eigenleistung („Do it yourself“). Der mögliche Einfluss rechtlicher Rahmenbedingungen auf das individuelle Vorgehen in der Schadensteuerung ist zu berücksichtigen.

  • Zielgerichtete Disposition und Unterstützung von Außenregulierern:
    Hinsichtlich der Kriterien für die Beauftragung von Außenregulierern gewinnen Urgency/Complexity Profile zunehmend an Bedeutung gegenüber der traditionellen Schadenhöhe. Durch intelligente Regulierer-Steuerung lassen sich somit Effizienz- und Entschädigungspotenziale heben. Mit Preiskalkulationstools können zusätzlich Außenregulierer und Innendienst bei Preisverhandlungen und bei der kritischen Prüfung von Rechnungen und Kostenvoranschlägen unterstützt werden.

  • Optimiertes Management von Kumulschäden:
    Der Einsatz von Schaden-Apps kann neben dem Regelbetrieb insbes. im Kumulfall entlastend wirken – regelmäßige Analyse von Nutzer- und gemeldeten Schadenprofilen zur Weiterentwicklung der Schaden-App sind sinnvoll. Darüber hinaus können durch die Einbindung externer Dienstleister grundsätzlich Flexibilisierung und Atmungsfähigkeit der Schadenorganisation gesteigert werden.

  • Weitere Ausschöpfung Potenziale und Aufbau aktives Schadenmanagement:
    Der Aufbau eines KPI-orientierten Schadenmanagements mit einem Steuerungscockpit schafft Transparenz in Echtzeit und gibt durch Einbindung in das Tagesgeschäft Handlungshilfe im Einzelfall. Der Reifegrad in der operativen Umsetzung der Steuerungscockpits ist in der Breite noch gering – insbesondere besteht Nachholbedarf im Markt bei Maßnahmenverfolgung, Daten-Handling und Reporterstellung.

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