DATENGESTÜTZTE ENTSCHEIDUNGSFINDUNG MIT KI-SPRACHMODELLEN

Datengestützte Entscheidungsfindung mit KI-Sprachmodellen

Autoren:

  • Jan-Henrik Fischer, Partner
  • Dr. Sergej Hermann, Principal
  • Anoj Winston Gladius, Senior Associate

In der heutigen Welt nimmt die Menge der erfassten und auswertbaren Daten immer weiter zu. Die Analyse dieser Daten ist häufig der Schlüssel zum Verständnis von relevanten Zusammenhängen und damit die Basis für eine argumentierte Entscheidungsfindung. Die zunehmende Vielfalt der Informationen macht Antworten auf immer komplexere Fragestellungen möglich, zieht allerdings auch eine zunehmende Komplexität der erforderlichen Analysen nach sich.

Wir konzipieren und bauen in unseren Projekten Lösungen, mit denen die Kunden das Potenzial der Daten gewinnbringend in der Geschäftsentwicklung einsetzen können.

In einem Fallbeispiel zeigen wir, wie man mithilfe von generativer KI komplexe Analysen einem deutlich breiteren Anwenderkreis zugänglich machen kann. Die KI übernimmt dabei Aufgaben, die bisher nur mit einer umfassenden DA-Expertise durchgeführt werden konnten und ist zudem in der Lage, sich an die zukünftigen neuen Anforderungen flexibel anzupassen.

Eine fachliche in natürlicher Sprache übermittelte Anfrage des Benutzers wird vom Sprachmodell ChatGPT in die entsprechende Datenabfrage überführt. Nach automatisierter Ausführung erfolgt wiederum die Interpretation der Datenbank-Antwort in einer für den Benutzer geeigneten Form. Im Hintergrund sorgt das automatisiert agierende System für die Aufbereitung von Daten aus unterschiedlichen Quellen. In der Demo verwenden wir eine Graphen-Datenbank und lassen die KI eine exemplarische Netzwerkanalyse am Beispiel von öffentlich verfügbaren Unternehmensdaten – Stammdaten und Daten über ihre Beziehungen zueinander – durchführen.

In einem zweiten Fallbeispiel nutzen wir die generative KI gepaart mit abfragebasierten Modellen zur automatisierten Extraktion von Informationen aus einer großen Menge von als Textdokumente vorliegenden Versicherungspolicen. Bisher war eine solche Informationsgewinnung mit einem erheblichen manuellen Aufwand verbunden. Der Einsatz von KI setz erhebliche Effizienzgewinne in Bezug auf den Ressourceneinsatz frei und ermöglicht Flexibilität für vielfältige Fragestellungen bei kurzen Antwortzeiten.

Im Rahmen der Projekterfahrung haben unsere Experten bereits KI-Lösungen für diverse Anwendungsfälle bei Kunden integriert und kennen den Umgang mit den praktischen Risiken und Hürden. Sprechen Sie uns an.

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ARBEITGEBERATTRAKTIVITÄT: TRENDS UND ENTWICKLUNGEN – ERGEBNISSE DER 10. PANEL-BEFRAGUNG VON HORN & COMPANY GEMEINSAM MIT DEM BANKING CLUB

Arbeitgeberattraktivität: Trends und Entwicklungen – Ergebnisse der 10. Panel-Befragung von Horn & Company gemeinsam mit dem Bankingclub

Autoren:

  • Dr. Oliver Küchle, Partner
  • Sebastian Klages, Associate Partner
  • Ludwig Lütkes, Associate Partner

Die Arbeitgeberattraktivität ist ein wesentlicher Faktor, um hochqualifizierte Fachkräfte anzuziehen und zu halten, beeinflusst die Servicequalität und das Image des Unternehmens und somit auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Die Ergebnisse der inzwischen zehnten Umfrage im Rahmen des von Horn & Company gemeinsam mit dem BANKINGCLUB gegründeten Panels unter Beschäftigten der Finanzbranche, zeigen den Blick der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf dieses Thema. So sind aktuell noch ca. 80 % der Umfrageteilnehmenden mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden, für mehr als 30 % hat sich dies in den letzten Jahren jedoch verschlechtert. Handlungsbedarf ist somit zwingend gegeben.

Anforderungen an die Unternehmenseigenschaften und die gemeinsame Zusammenarbeit

Eine angenehme Unternehmenskultur ist für 99 % der Umfrageteilnehmenden wichtig und damit die relevanteste Eigenschaft eines Unternehmens aus Sicht der Mitarbeitenden. Darüber hinaus sind Wertschätzung und Anerkennung, aber auch Sicherheit des Arbeitsplatzes sowie sinnhafte/erfüllende Arbeitsinhalte bei ihrem Arbeitgeber für die Teilnehmenden der Umfrage wichtig bzw. sehr wichtig. Dem Gegenüber sind eine starke Marke oder auch ein internationales Umfeld aus Sicht der Teilnehmenden weniger wichtig.

Auch bei der Beurteilung der Zusammenarbeit im Unternehmen ist die Wertschätzung der geleisteten Arbeit der relevanteste Aspekt aus Sicht der Umfrageteilnehmenden (74 % der Befragten empfinden Wertschätzung als sehr wichtig), dicht gefolgt von guter Kommunikation und professionellem Umgang miteinander. Nur eine geringe Rolle in der Bewertung der Zusammenarbeit im Unternehmen spielen Kreativität und Nachhaltigkeit.

Bewertung der angebotenen Leistungen und Benefits 

Im Bezug auf durch das Unternehmen angebotene Leistungen/Benefits wird die Flexibilität der Arbeit durch die Umfrageteilnehmenden am höchsten bewertet. Dies gilt sowohl für den Arbeitsort (für 72 % sehr wichtig) als auch für die Arbeitszeiten (für 68 % sehr wichtig). Auffällig, aber auch nachvollziehbar dabei ist, dass die Flexibilität insbesondere auf Ebene der Mitarbeitenden von hoher Bedeutung ist, für Führungskräfte jedoch weniger wichtig. Ein attraktives Gehalt ist für 65 % sehr wichtig, für weitere 35 % wichtig und somit neben der Flexibilität die entscheidende Leistung für die Teilnehmenden. Weniger wichtig werden Zusatzangebote zur flexiblen Arbeit oder Unterbrechungen, wie Sabbaticals oder die Möglichkeit zu Workation eingeschätzt.

Um einen Arbeitsplatzwechsel in Betracht zu ziehen, ist für fast 8 von 10 der Befragten ein höheres Gehalt der wesentliche Faktor. Eine größere Wertschätzung (57 %) und ausgeglichenere Work-Life-Balance (36 %) folgen mit etwas Abstand. Entgegen der Wichtigkeit in der Bewertung der Arbeitsflexibilität als Benefit, ist eine höhere Flexibilität für gerade einmal jeden vierten Befragten Bedingung, um einen Wechsel des Arbeitsplatzes in Betracht zu ziehen.

Relevanz der Personalstrategie und -planung

Um die Mitarbeitenden passgenau zu entwickeln sollte die Personalplanung der übergreifenden Unternehmensstrategie folgen. Leider bewerten fast zwei Drittel der Befragten (64 %) den Zusammenhang zwischen Unternehmens- und Personalstrategie in ihrem Unternehmen eher schwach oder nicht vorhanden. Auch findet jeder zweiter Teilnehmende der Umfrage, dass das eigene Unternehmen eher weniger auf kommende Herausforderungen in Bezug auf Personal vorbereitet ist. Fragt man die Mitarbeitenden konkret zur Personalstrategie in ihrem Unternehmen, gibt mehr als die Hälfte an, dass ihr Unternehmen die Bedeutung von Veränderung/Change auf den Arbeitsalltag deutlich macht (54 % „ja“ oder „eher mehr“). Klare Antworten inwieweit die aktuelle wirtschaftliche Situation und Entwicklung die Stellenplanung beeinflusst, vermissen demgegenüber aber auch mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) in ihrem Unternehmen.

Während fast 4 von 5 Befragten feststellen, dass ihr Haus den Fachkräftemangel als eine der wesentlichen zukünftigen Herausforderungen identifiziert hat, glaubt nur einer von 5 Befragten, dass das Unternehmen in der Lage ist gute Mitarbeitende zu halten und auch weiterzuentwickeln. In das Bild passt, dass noch nicht einmal jeder Zweite findet, dass ausreichend Weiterbildungsmöglichkeiten vorhanden sind, um sich entlang der Personalstrategie zu entwickeln.

Erfolgreiche Employee Journey steigert Arbeitgeberattraktivität

Als relevante Faktoren für eine erfolgreiche Employee Journey werden Entwicklung und Weiterbildungsmöglichkeiten (71 % der Befragten) und stringentes Onboarding und Integration (69 % der Befragten) genannt. Auch eine gute Feedback-Kultur und Mentoring wird noch von zwei Drittel der Befragten als wichtig eingeschätzt. Hier gibt es in Summe noch Verbesserungsbedarf, denn mehr als ein Viertel der Befragten schätzt die Employee Journey in ihrem Unternehmen als negativ oder sehr negativ ein.

Über die Teilnehmenden: Die rund 320 Teilnehmenden der Befragung decken ein breites Spektrum der Financial-Services-Industrie ab und vertreten neben privaten, öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Banken (insgesamt rund zwei Drittel der Teilnehmenden) auch Versicherungsunternehmen, Finanzdienstleister und Dienstleister der Bankenbranche. Die Teilnehmenden sind in alle Funktionsbereichen tätig, die zwei größten Gruppen mit jeweils ca. 25 % sind Vertriebs- und Stabseinheiten; unter den Teilnehmenden sind sowohl Führungskräfte, Vorstand und Bereichsleitende (ca. 35 %), als auch Sachbearbeitende/Spezialisten (ca. 50 %), so dass ein differenziertes Meinungsbild auf mehreren Ebenen abgeleitet werden konnte.

Über die Umfrage: Die Unternehmensberatung Horn & Company mit Branchenfokus auf Financial Services befragt gemeinsam mit dem BANKINGCLUB regelmäßig Führungskräfte und Mitarbeitende aus der Finanzbranche zur aktuellen Marktentwicklung und ihrer Einschätzung zu Schwerpunktthemen, die die Industrie aktuell bewegen. Die Umfragen umfassen neben immer wiederkehrenden Fragen (Panel-View) zur aktuellen Lage einen jeweils wechselnden Fragenkatalog zu einem Schwerpunktthema mit hoher aktueller Relevanz. Die Umfragen werden seit Anfang 2019 zweimal pro Jahr durchgeführt.

Hier können Sie die detaillierten Ergebnisse der Umfrage ansehen:

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DOPPELTE WESENTLICHKEITSANALYSE – KURZ ERKLÄRT

DOPPELTE WESENTLICHKEITSANALYSE – KURZ ERKLÄRT

Autoren:

  • Dirk D. Müller, Partner
  • Larissa Asante, Senior Associate
  • Moritz Keilhauer, Senior Associate

Hintergrund

Im Januar 2023 ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), eine Richtlinie der Europäischen Union (EU), welche die bisher geltende Non-Financial Reporting Directive (NFRD) ablöst, in Kraft getreten. Die CSRD setzt die nicht-finanzielle Berichterstattung auf eine Stufe mit der finanziellen Berichterstattung. Die CSRD Berichterstattung hat nach den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) zu erfolgen. Die ESRS bilden die Grundlage für Transparenz und Vergleichbarkeit von unternehmerischen ESG-Strategien, Zielen, Maßnahmen und Kennzahlen.

Aufbau

Die ESRS sind gegliedert in Allgemeine Anforderungen (ESRS 1), Allgemeine Angaben (ESRS 2), und den Themenstandards Umwelt (ESRS E1-E5), Soziales (S1-S4) und Unternehmenspolitik (G1).

Die Allgemeinen Anforderungen enthalten keine Offenlegungspflichten. Allgemeine Angaben enthalten Offenlegungspflichten, welche unabhängig von einer Wesentlichkeitsanalyse (siehe unten) angegeben werden müssen. Die Offenlegungspflichten zu Umwelt, Soziales und Unternehmenspolitik sind abhängig von der Wesentlichkeitsanalyse. Das heißt, nur wenn ein Thema unter Umwelt, Soziales oder Unternehmenspolitik (G1) wesentlich ist, muss darüber berichtet werden. Innerhalb eines Themas, z.B. „Eigene Belegschaft“, gibt es Unter-Themen wie „Arbeitsbedingungen“, „Gleichbehandlung und Chancengleichheit für alle“, und „Sonstige arbeitsbezogene Rechte“. Gegebenenfalls erfolgt eine weitere Aufgliederung auf der Unter-Unter-Ebene, z.B. „Sichere Beschäftigung“, „Arbeitszeit“, „Angemessene Entlohnung“, usw.

Abbildung: Aufbau ESRS

Zwei Perspektiven: Impact Materiality und Financial Materiality

Im Rahmen der CSRD/ESRS muss eine Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt werden, die zwei Dimensionen berücksichtigt: Die Wesentlichkeit der Auswirkungen („Impact Materiality“) und die finanzielle Wesentlichkeit („Financial Materiality“). Diese Wesentlichkeitsanalyse wird doppelte Wesentlichkeitsanalyse genannt.

Ein Nachhaltigkeitsaspekt ist im Sinne der Impact Materiality wesentlich, wenn die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft besonders relevant sind. Wesentliche Auswirkungen werden in kurz-, mittel- oder langfristige Zeithorizonte aufgeteilt.

Ein Nachhaltigkeitsaspekt ist unter finanziellen Gesichtspunkten wesentlich, wenn durch einen Nachhaltigkeitsaspekt Risiken oder Chancen entstehen, die innerhalb der definierten Zeithorizonte einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung, die Finanzlage, die finanzielle Leistungsfähigkeit, die Cashflows, den Zugang zu Finanzmitteln oder die Kapitalkosten haben.

Abbildung: Prinzip der doppelten Wesentlichkeit

Bewertungskriterien der zwei Perspektiven

Impact Materiality wird berechnet auf Basis des Schweregrads. Der Schweregrad setzt sich zusammen aus Ausmaß, Umfang und bei negativen Auswirkungen zusätzlich aus der Unbehebbarkeit bzw. der Unabänderlichkeit. Bei potenziellen Auswirkungen wird der Schwergrad zusätzlich mit der Eintrittswahrscheinlichkeit gewichtet.

Auch bei der Financial Materiality wird das Ausmaß der Chancen oder Risiken mit der Eintrittswahrscheinlichkeit gewichtet. Eine eigens festgelegte quantitative und/oder qualitative Grenze definiert ab wann ein Thema wesentlich ist.

Bottom-up und Top-down Vorgehen

Mit Blick auf die Auswahl der zu bewertenden ESG-Themen, lässt sich zwischen einem Bottom-up- und einem Top-down-Ansatz unterscheiden.

Das generelle Vorgehen für den Bottom-up Ansatz ist die Erstellung einer Long List an ESG-Themen gemäß ESRS-Themenstandards. Unternehmensspezifische ESG-Themen können dieser Liste hinzugefügt werden. Für jedes gelistete Thema wird ein Profil erstellt mit Angaben der positiven und negativen Auswirkungen, Chancen und Risiken (Impacts, Risks, Opportunities; IRO-Profile). Nicht für alle Themen wird ein vollständiges Profil vorliegen. Auf Basis der Long-List mit den IRO-Profilen wird eine Short-List erstellt. Auswahlkriterien können dabei die Relevanz der Themen bzw. deren Auswirkungen, Risiken und Chancen sein. Anschließend werden die gelisteten Themen der Short-List anhand der Bewertungskriterien bewertet.

Für den Top-Down Ansatz werden zunächst nur die Themen betrachtet, welche auf Basis einer High-Level Einschätzung als potenziell wesentlich eingeschätzt werden. Nicht potenziell wesentliche Themen werden bergründet ausgeschlossen. Für die potenziell wesentlichen Themen werden detaillierte IRO-Profile erstellt und eine vollständige Bewertung der Wesentlichkeit durchgeführt. Im nächsten Schritt wird eingeschätzt, ob für wesentlich bewertete Themen auch die Unter-Themen und gegebenenfalls die Unter-Unter-Themen-Ebene bewertet werden sollten. Der Vorteil des Top-Down Ansatzes ist, dass nicht relevante Themen ziemlich am Anfang als nicht wesentlich ausgeschlossen werden und somit der Aufwand erheblich reduziert werden kann.

Berücksichtigung von Stakeholdern

Die Berücksichtigung von Interessenträgern bzw. Stakeholdern bei der Wesentlichkeitsanalyse ist von entscheidender Bedeutung, wobei die potenzielle Betroffenheit in Bezug auf die ESRS-Themen maßgeblich ist. Als Interessenträger gelten nach ESRS dabei Personen oder Gruppen, die das Unternehmen beeinflussen oder von dem Unternehmen beeinflusst werden (Einflussvermögen).

Zu beachten ist, dass die Berücksichtigung von Stakeholdern nicht automatisch bedeutet, dass diese aktiv an der Bewertung teilnehmen müssen. In der Regel kann die Perspektive des Stakeholders auch durch das berichtende Unternehmen eingenommen werden. Anders sieht dies hingegen aus, sofern es negative Auswirkungen hinsichtlich Sorgfaltspflichten in der Wertschöpfungskette oder im eigenen Geschäftsbereich gibt. In diesen Fällen ist es unabdingbar, Stakeholder aktiv einzubeziehen. Unabhängig davon ist es stets empfehlenswert, den Betriebsrat bei der Wesentlichkeitsbewertung der eigenen Belegschaft aktiv einzubeziehen.

Präsentation der Ergebnisse

Die Ergebnisse können in einer Wesentlichkeitsmatrix abgetragen werden. Diese Darstellung kann hilfreich sein die Themen – abgesehen von einer visuellen Identifikation der Wesentlichkeit oder Nicht-Wesentlichkeit – strategisch für die Roadmap der nächsten Schritte zu clustern. Das Ergebnis der Wesentlichkeitsanalyse ist erst der Start der CSRD-Berichterstattung.

Abbildung: Matrix-Darstellung der Ergebnisse einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse

Nächste Schritte und Chancen

In einem nächsten Schritt werden alle quantitativen und qualitativen Datenanforderungen der ESRS, die mit den wesentlichen Themen einhergehen und weiteren allgemeinen Angaben, mit bereits vorhandenen Strategien/Richtlinien, messbaren Zielsetzungen, Maßnahmen und Kennzahlen verglichen, um mögliche White-Spots zu identifizieren (Gap-Analyse). Sofern noch keine Strategien/Richtlinien, messbare Zielsetzungen, Maßnahmen und Kennzahlen zu den wesentlichen Themen vorliegen, müssen diese entwickelt bzw. erhoben werden.

Die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse bieten eine Grundlage für die systematische Ausrichtung der Nachhaltigkeitsstrategie. Anhand der Gap-Analyse lässt sich eine für das Unternehmen relevante ESG-Standortbestimmung inklusive der Verknüpfung von ESG-Themen mit dem Geschäftsmodell durchführen. Lücken in der ESG-Ausrichtung können somit geschlossen und Risiken minimiert werden. Darüber hinaus bietet die Wesentlichkeitsanalyse die Chance, Stakeholder aktiv in die unternehmerische ESG-Transformation miteinzubinden.

Bei Horn & Company unterstützen wir Sie bei der auf Ihr Unternehmen angepassten Durchführung der Wesentlichkeitsanalyse, bereiten Sie allumfänglich auf den CSRD-Bericht vor und begleiten Sie bei der damit einhergehenden ESG-Transformation.


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AKTUELLER MARKTÜBERBLICK: ETFs

AKTUELLER MARKTÜBERBLICK: ETFs

Autoren:

  • Jens Keller, Partner

  • Dr. Matthias Leclerc, Partner
  • Dr. Sabine Schneider, Senior Associate

Marktübersicht: Welche ETFs in Deutschland gefragt sind

Als Baustein für den Vermögensaufbau spielen Exchange Traded Funds (ETFs) eine wachsende Rolle. Machte das verwaltete ETF-Vermögen in 2006 noch drei Prozent der offenen Publikumsfonds in Deutschland aus, verfünffachte sich deren Anteil bis 2022. Doch welche ETFs sind beliebter als andere? Und wie ist der Markt derzeit aufgebaut? Antworten gibt unsere Übersicht, Teil eins unserer Info-Serie, mit der Horn & Company ab sofort vierteljährlich kurz und bündig die wichtigsten Fakten zum aktuellen Stand des Finanzmarkts liefert.

Viele Anleger bevorzugen den US-Technologiesektor

Innerhalb der letzten Dekade hat sich das verwaltete deutsche ETF-Vermögen, auf 1.165 Milliarden Euro im Juni 2023 versechsfacht. Mit 98 Prozent ist nahezu das gesamte Fondsvermögen passiv verwaltet, die wichtigsten Assetklassen sind Aktien und Anleihen. Dabei liegt der Fokus deutscher Anleger klar auf dem US-amerikanischen Technologiesektor. Unter den in Deutschland mit den höchsten ETF-Volumina abgebildeten Indizes liegt der S&P 500 vorne, dicht gefolgt vom MSCI World und – mit deutlichem Abstand – dem Euro Stoxx 50.

Beliebte ETFs trumpfen mit gesicherter Wirtschaftlichkeit

Anleger investieren bevorzugt in physisch replizierende ETFs sowie in ETFs, die langjährig etabliert sind und große Fondsvolumina vorweisen. Fonds, die Indizes physisch replizieren, weisen eine geringere Gesamtkostenquote aus als synthetisch replizierende ETFs. Diesbezüglich liegen insbesondere ETFs mit optimierter Indexnachbildung klar vorne. Größere Fonds sind ebenfalls mit niedrigeren Gesamtkosten assoziiert und überzeugen darüber hinaus mit einer höheren Liquidität und niedrigeren impliziten Handelskosten.

Sparpläne mit niedriger Monatsrate haben sich durchgesetzt

Die durchschnittliche Zahl von ETF-Sparplänen pro Monat ist innerhalb des letzten Jahrzehnts sprunghaft gestiegen: von 108.000 in 2014 auf 3,7 Millionen Sparpläne in diesem Jahr. Im selben Zeitraum erhöhte sich die mittlere monatliche Sparplanrate um 16 Prozent auf 170,52 Euro. ETF-Sparpläne mit einer geringen Mindestrate von nur einem Euro haben sich standardmäßig im Markt etabliert.


  • Marktüberblick 2. Quartal 2023

    Weitere aktuelle Trends, Zahlen und Daten finden Sie in unserer Marktübersicht zu Exchange Traded Funds.

    Marktüberblick Q2 2023

  • Marktüberblick 3. Quartal 2023

    Das verwaltete Vermögen sowie die Anzahl der an der Deutschen Börse handelbaren ETFs sind in Q3 2023 im Vorjahresvergleich gestiegen. Die Anzahl der Fondsauflagen hingegen ist rückläufig. Der Orderbuchumsatz ebenso wie das Xetra Liquiditätsmaß sind im dritten Quartal 2023 ähnlich wie in den vorherigen Quartalen verglichen mit 2022 weiter gesunken. Die Anzahl der Sparpläne in Q3 2023 wächst weiterhin kontinuierlich, wenn-gleich ein abgeflachtes Wachstum im Vergleich zum starken ETF-Boom in 2021 zu beobachten ist.

    Marktüberblick Q3 2023

  • Marktüberblick 4. Quartal 2023

    Nach dem turbulenten Börsenjahr 2022, geprägt vom Ukraine-Krieg, hohen Inflationsraten,
    Zinswende sowie Lieferkettenproblemen, setzt der ETF-Markt sein Wachstum in 2023
    ungebremst fort. Eine Beruhigung des ETF-Markts in 2023 im Vergleich zum Vorjahr spiegelt sich in wichtigen Kennzahlen wider. Wichtige Themen für ETF-Anlegende in 2023 sind nach wie vor Technologie und Nachhaltigkeit. Zudem setzen immer mehr Anlegende auf physisch replizierende ETFs. Aktive ETFs gelten noch als Nischenmarkt, erleben jedoch einen starken Aufwärtstrend.

    Marktüberblick Q4 2023

  • Marktüberblick 1. Quartal 2024

    Im ersten Quartal 2024 stieg das Volumen der an der Deutschen Börse gelisteten ETFs auf 1.427 Mrd.€. Die Neuemissionen gingen im Vergleich zu Q1 2023 zurück, die Gesamtanzahl der ETFs nahm trotzdem zu. Der Orderbuchumsatz sowie das Xetra Liquiditätsmaß sanken insbesondere bei großen ETFs über einem Volumen von 0,5 Mrd. €.

    iBonds-ETFs – ein neues, aufstrebendes Segment im Finanzmarkt – machen bisher mit einem verwalteten Vermögen von 2,7 Mrd. € zwar nur einen überschaubaren Teil des ETF-Markts aus. Dennoch erleben diese seit August 2023 einen stetigen Aufwärtstrend und bereichern den Markt mit neuen Möglichkeiten zur Portfolio-Diversifikation.

    Martküberblick Q1 2024

  • Marktüberblick 2. Quartal 2024

    Im zweiten Quartal 2024 verzeichnet der ETF-Markt einen positiven Trend mit einem Anstieg des verwalteten Vermögens auf 1.514 Milliarden Euro an der Deutschen Börse, einer Zunahme der ETFs und neu aufgelegten Fonds, einem gestiegenen durchschnittlichen Orderbuchumsatz besonders bei kleineren Fonds, und einem gesunkenen XLM unabhängig von der Fondsgröße.

    Aktiv gemanagte ETFs wuchsen überproportional auf 29,5 Milliarden Euro, iBonds ETFs erreichten 4,0 Milliarden Euro, und ETF-Sparpläne zeigten ebenfalls eine positive Entwicklung mit mehr ausgeführten Sparplänen, höherem Nettoabsatz und gestiegener durchschnittlicher monatlicher Sparrate im Vergleich zum Vorjahr.

    Martküberblick Q2 2024


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TRENDS IN DER VERMÖGENSVERWALTUNG

TRENDS IN DER VERMÖGENSVERWALTUNG

Autoren:

  • Jens Keller, Partner
  • Max Jönck, Senior Associate
  • Dr. Sabine Schneider, Senior Associate
  • Valentin Steiger, Senior Associate

Der deutsche Markt ist für Vermögensverwalter hoch attraktiv. Das Geldvermögen deutscher Haushalte ist im vergangenen Jahrzehnt um mehr als 50% gewachsen, das Wertpapiervermögen sogar um fast 100%. Letzteres ist Ausdruck einer insbesondere bei der jungen Anlegergeneration beobachtbaren neuen Wertpapierkultur. Unter den 30- bis 39-Jährigen gibt es bereits heute mehr als eine Million sogenannter „Affluents“. Außerdem steigen sowohl Anzahl als auch Höhe von Erbschaften kontinuierlich an.

Auf der anderen Seite verändert sich der Markt für Vermögensverwaltung in Deutschland deutlich: Klassische Brokerage-Anbieter, FinTechs und vermehrt auch ausländische Anbieter drängen mit immer neuen und innovativen Angeboten in das attraktive Banking-Segment. Sie gewinnen nicht nur bei jungen Kundengruppen signifikante Marktanteile und definieren den Markt neu. Etablierte Finanzinstitute müssen sich rechtzeitig mit diesen veränderten Marktgegebenheiten auseinandersetzen und sich zukunftsweisend aufstellen, wollen sie ihre Marktanteile halten oder ausbauen.

In Zusammenarbeit mit dem WealthTech Ginmon beleuchten wir aktuelle Trends in der Vermögensverwaltung auf Markt-, Anbieter- und Produktseite. Indem wir die praktische Expertise von Ginmon und die strategische Perspektive von Horn & Company vereinen, identifizieren wir Stellhebel zur Verbesserung der eigenen Positionierung am Markt.

Markttrends

  1. Regulatorik: Steigende regulatorische Anforderungen machen klassische Anlageberatung aus Sicht von Banken zunehmend unwirtschaftlich – die mandatierte Vermögensverwaltung gewinnt als effiziente Alternative an Bedeutung.
  2. Goal-based Investing: Auf Basis eines festgelegten Sparziels und weiterer Annahmen wird eine dafür notwendige Sparrate berechnet – das Sparziel erhöht die Motivation des Anlegers, am einmal eingerichteten Sparplan festzuhalten.
  3. Financial Education: Finanzielle Allgemeinbildung ist trotz steigender Bemühungen noch ausbaufähig – innovative Online-Anbieter helfen, Wissenslücken zu schließen und die Vorteile von Financial Education zu realisieren.

Trends auf Anbieterseite

  1. Digitalisierung: Finanzdienstleister richten ihr Advisory-Geschäft neu aus – unter Nutzung neuer technologischer Möglichkeiten entstehen leistungsstarke digitale Beratungsangebote.
  2. Plattformisierung: Moderne Wealth-Plattformen bündeln Leistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Asset Management und ermöglichen Depotbanken eine modulare Anbindung der benötigten Dienste.
  3. Hybride Beratungsmodelle: Bisher eigenständig gedachte und gelebte digitale wie analoge Kanäle werden zu einem einheitlichen End-to-End-Beratungserlebnis verschmolzen.

Trends auf Produktseite

  1. Passive Investing: ETFs als Kernanlagevehikel von Vermögensverwaltungen zeigen eine starke Marktentwicklung – das absolut in ETFs verwaltete Vermögen und ihr relativer Marktanteil sind in den vergangenen zwei Dekaden kontinuierlich gewachsen.
  2. Individualisierung: Aus Kundensicht kann die Option, das „Standardprodukt“ Vermögensverwaltung individuell zu konfigurieren, die im Vergleich zur klassischen Anlageberatung fehlende Personalisierung kompensieren.
  3. Retailisierung: Bisher für Kleinanleger unzugängliche Anlageklassen werden (z.B. durch ELTIFs) zunehmend retailisiert – dadurch finden diese auch Eingang in immer mehr Vermögensverwaltungen.

Wie die zukünftige Aufstellung in der Vermögensverwaltung gelingen kann, lesen Sie in unserem E-Paper. Kommen Sie bei Fragen oder für einen persönlichen Austausch gerne auf uns zu.

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KREISLAUFWIRTSCHAFT – KURZ ERKLÄRT

KREISLAUFWIRTSCHAFT – KURZ ERKLÄRT

Autoren:

  • Dirk D. Müller, Partner
  • Larissa Asante, Senior Associate
  • Konstantin Schopper, Associate

Hintergrund

Die globale Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen steigt kontinuierlich, während verfügbare Ressourcen knapper werden und das weltweite Abfallvolumen zunimmt. Das traditionelle lineare Wirtschaftsmodell, welches auf dem Konzept von „Extraktion, Produktion und Entsorgung“ beruht, stößt daher an seine Grenzen und ist nicht mit einer nachhaltigen Zukunft vereinbar.

Als Folge dieser Entwicklungen stehen Unternehmen vor diversen Herausforderungen.

Wirtschaftlich:

  • Klar artikulierte Mitarbeiter-, Kunden- und Stakeholderanforderungen mit Blick auf unternehmerische Nachhaltigkeit
  • Anfälligere globale Lieferketten mit volatilen Rohstoffmärkten
  • Zunehmender Globalisierungs-, Effizienz- und Wettbewerbsdruck
  • Komplexer werdende Bedarfe zur Produkt- und Prozessinnovation

Regulatorisch:

  • Steigende Transparenzanforderungen (Lieferketten, CO2-Ausstoß, Produktlebenszyklus)
  • Zunehmende Komplexität der Nachhaltigkeitsberichterstattung (z.B. Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD))
  • Verstärkter Fokus auf Zirkularität bei Umwelt- und Abfallvorschriften
  • Sich verschärfende Sanktionierungen bei Missachtung regulatorischer Anforderungen

Ökologisch:

  • Notwendigkeit zur Minimierung der individuellen unternehmerischen Umweltauswirkungen
  • Steigende Ressourcenbedarfe bei gleichzeitig schwierigerer Ressourcenabsicherung
  • Notwendigkeit, die Herausforderungen des Klimawandels im Einklang mit internationalen Vorgaben zu bewältigen
  • Anforderungen, Ressourcen möglichst effizient und langlebig einzusetzen

Das Konzept der Kreislaufwirtschaft versucht, diese Herausforderungen zu adressieren, bzw. konkrete Antworten zu geben.

Das Prinzip Kreislaufwirtschaft

In einem Kreislaufwirtschaftssystem wird der Wert von Produkten, Materialien und anderen Ressourcen so lange wie möglich erhalten. Dadurch werden idealerweise die Umweltauswirkungen der Nutzung verringert, sowie Abfälle und die Freisetzung gefährlicher Stoffe in allen Phasen des Lebenszyklus minimiert.

Um den Lebenszyklus von Produkten, Materialien und anderen Ressourcen zu verlängern, werden verschiedene Ansätze verfolgt, darunter die effiziente Nutzung sowie Wiederverwendung, Reduzierung, Reparatur, Aufbereitung, Recycling und Materialrückgewinnung in Produktions-, Vertriebs- und Nutzungsprozessen. Dadurch kann zusätzliche Wertschöpfung generiert werden.

Abbildung: Schematische Gegenüberstellung der Linearwirtschaft mit der Kreislaufwirtschaft

Die Transformation von einem linearen zu einem zirkulären System erfordert die Entwicklung und Umsetzung neuer Ansätze. Das R-Framework nach Potting et al. (2017) erfasst den Kern der Kreislaufwirtschaft, indem es die grundlegenden Hebel einer umfassenden, zirkulären Transformation abbildet. Von entscheidender Bedeutung ist dabei, dass in einer Kreislaufwirtschaft nicht nur einzelne R-Strategien umgesetzt werden, sondern mehrere dieser sinnvoll miteinander kombiniert werden.

Abbildung: Strategien des 9R-Frameworks

Regulation

Kreislaufwirtschaftliche Prinzipien bestimmen auch die umweltschutzbezogene Regulation. Bereits seit dem 1. Juni 2012 ist das deutsche Kreislaufwirtschaftsgesetz in Kraft. Dieses Gesetz erfordert jedoch keine allumfassende Verankerung der Kreislaufwirtschaftsthematik in Unternehmen. Vielmehr konzentriert es sich auf verstärktes Abfallrecycling durch die Verpflichtung zur Getrenntsammlung.

Die europäische Batterieverordnung von 2023, die noch nicht verabschiedete europäische Verpackungsverordnung sowie die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Verordnung für das Recycling von Fahrzeugen, zielen ebenso darauf ab, Kreislaufwirtschaft verbindlicher zu verankern.

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verlangt von Unternehmen, dass sie über ihre wesentlichen ESG-Themen Bericht erstatten. Entsprechend des Berichtsstandards der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) wäre ein solches Thema „Ressourcen und Kreislaufwirtschaft“ (ESRS E5). Gemäß den ESRS müssen für Themen, sofern diese wesentlich sind, Strategien abgleitet, Ziele festgelegt, Chancen, Risken und Auswirkungen bewertet und Kennzahlen erhoben werden.

Insgesamt wird damit der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zunehmend verpflichtend.

Unternehmerische Potenziale

Aus unternehmerischer Perspektive bietet die Implementierung kreislaufwirtschaftlicher Prinzipien viele Chancen und Möglichkeiten.

Eine effektive Umsetzung kreislaufwirtschaftlicher Prinzipien beeinflusst das Klima und reduziert Treibhausgasemissionen, verringert den Wasser- und Meeresressourcenverbrauch, bekämpft Umweltverschmutzung und trägt zur Erhaltung der Biodiversität bei. Somit können Umweltziele synergetisch erreicht und die Natur regeneriert werden.

Zudem fördern kreislaufwirtschaftliche Anforderungen wie Recyclingfähigkeit, Re-manufaktur- und Aufarbeitungsmöglichkeiten, unternehmerische Material-, Produkt- und Prozessinnovationen. Eine optimierte, auf Zirkularität ausgerichtete Ressourcennutzung drückt sich zudem in niedrigeren Energieverbräuchen aus und trägt zur Verminderung von Produktionsabfällen bei. Insgesamt führen zirkuläre Geschäftsmodelle üblicherweise zu signifikanten Effizienzgewinnen.

Mit Blick auf unternehmerisches Risikomanagement wirken kreislaufwirtschaftliche Aspekte zweifach. Durch die Verringerung der Abhängigkeit von endlichen Ressourcen und die Diversifizierung von Lieferketten, können Unternehmen ihre Risiken im Zusammenhang mit Rohstoffknappheit, Preisschwankungen und Lieferengpässen deutlich mindern. Daneben hilft die Umsetzung von Kreislaufwirtschaftspraktiken dabei, Umweltvorschriften und -gesetze einzuhalten, wodurch regulatorische Risiken und Haftungen reduziert werden können.

Umsetzungsansatz & Potenzialfelder

Um kreislaufwirtschaftliche Potenziale zu nutzen, ist die Integration in das Target Operating Model notwendig. Zur bestmöglichen Transformation bis hin zum „Circular Go Live“, bieten sich dazu sechs Potenzialfelder an.

Abbildung: zirkuläre Potenzialfelder

„Zirkularisierung“ bisheriger linearer Strategie & Ausrichtung

Zirkuläre Prinzipien sind fest im Unternehmenszweck bzw. der Unternehmensausrichtung zu verankern. Eine definierte Kreislaufwirtschaftsstrategie hilft bei der Umsetzung und wird bestenfalls durch messbare Zielvorgaben flankiert. Folgende Schlüsselfaktoren sind hierfür wichtig:

  • Analyse des Status Quo und Aufdeckung potenzieller Risiken in der aktuellen (linearen) Unternehmensausrichtung
  • Identifizierung der größten Potenzialen mit positiver ökologischer und ökonomischer Wirkung, um langfristig effektiv zur Kreislaufwirtschaft beizutragen; daneben Priorisierung von Hebeln, die einen signifikanten Beitrag zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und zur Schaffung einer nachhaltigen Zukunft leisten
  • Ableitung eines zirkulären Narrativ und eines kreislaufwirtschaftsorientierten unternehmerischen „Nordsterns“ mit SMART-en Zielen

Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle:

Auf Basis einer zirkulären (Grund-)Unternehmensausrichtung, sind es angepasste Geschäftsmodelle, die Zirkularität wirksam werden lassen. Hierbei sind folgende Anforderungen zu berücksichtigen:

  • Grundsätzliche Orientierung am Cradle-to-Cradle-Prinzip (C2C) als Grundlage für Geschäftsmodellinnovationen mit Materialen und Produkten, die in biologischen und technischen Kreisläufen geringe Risiken für Menschen und die Umwelt darstellen
  • Konsistente Neuausrichtung und dynamische, kollaborative Rollenveränderung aller Akteure in vor- und nachgelagerten Wirtschaftsprozessen im Bereich Entwicklung, Design, Produktion, Ressourcenverwendung, Auslieferung, Rückgabe und Wiederverwendung
  • Berücksichtigung von integrierten Produkt-Service-Systemen wie Leasing- oder Sharing-Modellen als neue Wege um zirkuläre Werte zu schaffen und Erträge zu erwirtschaften

Erweiterung auf ganzheitliche Wertschöpfungsperspektive:

Zirkuläre Geschäftsmodelle erfordern eine umfassende Berücksichtigung aller Elemente in der Wertschöpfungskette und stehen demnach der isolierten Betrachtung einzelner Wertschöpfungs- oder Nutzungsstufen entgegen. Ein Schlüsselaspekt ist hierbei das übergreifende Life Cycle Assessment, bei dem folgende Punkte berücksichtigt werden sollten:

  • Konsolidierte Betrachtung, enge Vernetzung und gemeinsames Engagement aller Beteiligten – inklusive der Konsumenten – in der unternehmerischen Aktivitätenkette
  • Analyse aller Stoff- und Energieströme des gesamten Produktsystems, aller beteiligten Prozesse entlang des Produktlebensweges, der notwendigen Ressourcenentnahmen und entstehenden Emissionen, zur Ableitung konkreter Umwelteffekte
  • Ermittlung von „Hot-Spots“, die die Nachhaltigkeitswirkung von Produkten einschränken bzw. Risiken bergen und Zirkularität behindern

Design zirkulärer E2E-Prozesse

Zirkuläre End-to-End-Prozesse zielen darauf ab, entlang der Geschäfts- und Konsummodelle ressourcenoptimierte Produktlebenszyklen zu ermöglichen. Dafür müssen Prozesse vollständig vernetzt sein und eine nahtlose Durchlässigkeit von Daten und Informationen ermöglichen. Nachfolgend einige wichtige Aspekte:

  • Einrichtung eines Product Lifecycle Managements (PLM) mit dem Ziel, Informationsverluste während der Produktions-, Nutzungs- und Entsorgungsphasen zu verhindern und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen und Stakeholdern zu verbessern
  • Entwicklung innovativer Prozesse entlang der gesamten Aktivitätenkette, durch die Implementierung von PLM-Systemen, um Ihre Wettbewerbsfähigkeit in der Zukunft zu sichern und gesetzliche Anforderungen zu erfüllen
  • Förderung von digitaler Vernetzung, um verbindliche Informationen allen Beteiligten zugänglich zu machen und eine lückenlose Nachverfolgung der Daten vom Produktentstehungsprozess bis zum Rohstoff zu gewährleisten

Digitalisierung zur Steigerung der Zirkularität

Digitalisierung spielt eine Schlüsselrolle im Transformationsprozess und der Gestaltung zirkulärer Geschäftsmodelle. Sie ermöglicht es, den Übergang zu kreislauforientierten Material-, Komponenten- und Produktflüssen aktiv voranzutreiben, wobei ein vollständiger Zugriff auf Produktdaten unverzichtbar ist. Folgende Punkte sind dabei elementar:

  • Erarbeitung eins klaren Verständnisses, dass Kreislaufwirtschaft als Datenwirtschaft zu begreifen ist, mit offenen, kollaborativen Datenbeziehungen
  • Konsequente Steigerung des Digitalisierungsgrades entlang der gesamten Wertschöpfungskette unter anderem auch durch Nutzung von Konzepten wie dem digitalen Produktpass, um Datenaustausch und Transparenz, auch kundenseitig, zu fördern
  • Nutzung digitaler Tools zur Optimierung auf allen Produktionsstufen, durch zum Beispiel PLM oder computergestützte Fertigungsverfahren, um Energie- und Ressourceneffizienzpotenziale auszuschöpfen

Wissensaufbau auf allen Ebenen der Organisation:

Der unternehmensweite Wissensaufbau ist eine wesentliche Voraussetzung zur erfolgreichen Umsetzung zirkularer Prinzipien. Kreislaufwirtschaft als strategisch wichtiges und gegebenenfalls disruptives unternehmerisches Konzept, erfordert bei der Know-How-Weitergabe folgende Aspekte zu berücksichtigen:

  • Einbezug des Top Management in den kreislaufwirtschaftlichen Wissensaufbau und Wissenstransfer mit einem überzeugenden, nutzenorientierten Narrativ, klaren Zielen und einem wirkungsvollen „Value Add“ für die Umwelt und die Konsumenten („Tone from the Top“)
  • Weiterbildung der Belegschaft zu sachlichen Grundprinzipien der Kreislaufwirtschaft, den regulativen Rahmenbedingungen und Anforderungen, und der sich daraus ergebenden unternehmensspezifischen, zirkulären Transformationsagenda
  • Frühzeitiges Adressieren möglicher Widerstände gegen kreislaufwirtschaftliche Transformationen insbesondere bei besonders betroffenen Gruppen in z.B. Entwicklung, Fertigung und Vertrieb, und mit Blick auf neue, anzupassende Rollenprofile

„Zero Waste“, als zentraler, umweltschützender Grundgedanke der Kreislaufwirtschaft, ist ein ambitionierter Anspruch. Die vorgenannten Potenzialfelder unterstreichen daneben die Bandbreite der Herausforderungen kreislaufwirtschaftlicher Unternehmenstransformationen. Auch wenn physikalische Gesetze einer vollumfänglichen Umsetzung zirkulärer Ansätze Grenzen auferlegen, ist für nicht wenige Unternehmen Kreislaufwirtschaft ein Leitprinzip, wenn nicht sogar eine überlebenswichtige Anforderung, mit Blick auf Ressourceneffizienz und der sich ergebenden neuen wirtschaftlichen Chancen.

Horn & Company hat umfangreiche Erfahrung bei der Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle und der Transformation traditioneller Geschäftsstrategien. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre Geschäftspraktiken zirkulär zu gestalten und somit ökologische und ökonomische Vorteile zu realisieren. Unsere Expertise reicht von der Analyse und Neuausrichtung der Wertschöpfungskette, bis hin zur Implementierung zirkulärer Prozesse entlang des gesamten Unternehmens. Sprechen Sie uns gerne an, um Ihr Unternehmen auf den Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft zu begleiten.


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Resilientes Performance Management

Resilientes Performance Management

Autoren:

  • Dr. Kai-Michael Schaper, Geschäftsführender Partner
  • Dr. Mathias Hummel, Principal
  • Dr. Moritz Behrend, Senior Associate

In dem Whitepaper ‚Resilientes Performance Management‘ beleuchten wir umfassend, wie Unternehmen ihre Produktionsleistung durch eine sorgfältige Ausrichtung der Performance-Optimierung entlang ihrer Unternehmensvision signifikant steigern können. Es wird dargelegt, dass eine klare und zukunftsorientierte Vision nicht nur als Inspirationsquelle dient, sondern auch als fundamentaler Baustein für die Entwicklung und Implementierung effektiver Performance-Management-Strategien fungiert.

Zentral ist die Erkenntnis, dass wahre Leistungssteigerung eine ganzheitliche Betrachtung der Unternehmensprozesse erfordert. Dazu gehört die effiziente Aufbereitung und Nutzung von Daten, die über verschiedene Systeme hinweg erfasst und in einem zentralen Data-Lake oder über intelligente Dashboards zugänglich gemacht werden. Diese Methodik ermöglicht es, operative und strategische Entscheidungen auf einer soliden Datenbasis zu treffen und sichert eine kontinuierliche Anpassung an verändernde Marktanforderungen und Unternehmensziele.

Weiterhin wird die Rolle der Führungskräfte hervorgehoben, deren Aufgabe es ist, eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und Innovation zu fördern. Führung im Kontext des Performance Managements bedeutet, den Mitarbeitern die Werkzeuge, das Wissen und die Motivation zu geben, um die Unternehmensziele aktiv zu unterstützen und voranzutreiben. Die situative Führung spielt dabei eine entscheidende Rolle, da sie es ermöglicht, flexibel auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter und die Anforderungen des Marktes zu reagieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Whitepapers ist die Betonung der Transparenz als Grundvoraussetzung für jedwede Form des Fortschritts. Durch die Schaffung einer transparenten Arbeitsumgebung, in der Leistungsdaten offen zugänglich sind, werden nicht nur Ineffizienzen und Verbesserungspotenziale sichtbar, sondern auch ein Gefühl der Verantwortlichkeit und des Engagements unter den Mitarbeitern gefördert.

Das Whitepaper schließt mit der Vorstellung praktischer Anwendungen und Beispiele von Performance Management-Systemen, die demonstrieren, wie die Integration von Technologie, Datenanalyse und menschlicher Führung zu messbaren Verbesserungen in der Produktionsleistung führen kann. Die vorgestellten Konzepte und Lösungsansätze bieten wertvolle Einblicke für Unternehmen, die ihre Performance-Management-Praktiken überdenken und eine Kultur der Exzellenz etablieren möchten.


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EFFIZIENT UND ERFOLGREICH MIT BUSINESS UNITS

Effizient und erfolgreich mit Business Units

am Beispiel einer Fallstudie aus der Praxis

Autoren:

  • Bastian Imhof, Associate Partner
  • Niklas Klausch, Associate
  • David Enzenhöfer, Manager

„Herausfordernd und schnelllebig“ – so beschreibt der Inhaber und Geschäftsführer der Centrio GmbH im Auftakttermin die aktuelle wirtschaftliche Lage für sein mittelständisches Unternehmen. Gestartet als 10-köpfiger Betrieb mit starken operativen Margen im Maschinenbau (> 25% operative Marge), ist die Centrio GmbH mittlerweile ein etabliertes Unternehmen am Markt über mit 1,2 Mrd € Umsatz und global 4.150 Mitarbeiter. Das Unternehmen verzeichnete in den vergangenen 10 Jahren ein signifikantes, meist zweistelligem Wachstum, u.a. auch bedingt durch eine weltweite Expansion. Nichtsdestotrotz kämpft die Centrio GmbH, wie viele andere Unternehmen nicht nur in der Maschinenbaubranche, gegen die globalen Herausforderungen – wie z. B. den steigenden Margendruck an. Durch den technologischen Wandel schwindet der eigene Wettbewerbsvorteil im Markt seit Jahren und die operative Marge bewegt sich mittlerweile im Bereich unter 10%. Gleichzeitig ändern sich die lokalen Anforderungen und Wünsche der Kunden, sodass die Erwartungen an das Produkt oftmals komplexer werden.

In diesem Spannungsfeld zwischen globaler Effizienz werden die historisch gewachsenen Organisationsstrukturen und Prozesse der Centrio GmbH vor Herausforderungen stehen.

In der bisherigen, funktionalen Organisationsstruktur der Centrio GmbH sind die Probleme aufgetreten, welche man funktional ausgerichteten Organisation oft nachsagt: Verlangsamte Time-to-Market-Prozesse, stagnierende Umsätze, Strukturkosten, die schneller steigen als der Umsatz, sowie eine Verlangsamung von Entscheidungsfindung und Umsetzung aufgrund „Silodenken“. Unser Beispiel ist kein Einzelfall. Nahezu jedes Gespräch mit unseren mittelständischen Kunden zeigt ähnliche Herausforderungen in einem vergleichbar dynamischen Marktumfeld.

Unsere Erfahrung zeigt, dass die Business Unit Struktur folgende zentrale Vorteile mit sich bringt:

  • Stärkung der Kundenorientierung durch die Übernahme von End-2-End Verantwortungen innerhalb der Business Units
  • Schaffung autonomer, marktorientierter und unternehmerisch denkender Einheiten – kein Denken mehr in Legaleinheiten
  • „Einfache und klare Führbarkeit“ mit hoher Transparenz sowie Entscheidungsschnelligkeit
  • Schlanke und flexible Strukturen/Prozesse – innerhalb der Business Units und an den Schnittstellen zu den Zentralbereichen
  • Corporate und Service Funktionen als unterstützendes und übergreifendes Glied zu den Business Units

Gemeinsam mit der Centrio GmbH haben wir im Rahmen unseres Beratungsprojektes eine klare Roadmap mit definierten Zielen und festen Meilensteinen entwickelt, die im Einklang mit der zuvor definierten Vision stand.

H&C Vorgehen zur Entwicklung und Umsetzung einer Business Unit Strukturen

1. Kommunikation, Change-Management & Coaching als begleitender Bestandteil während der gesamten Transformation

Die Transformation der Centrio GmbH in eine Organisation mit Business Units war ein umfassender Prozess, der tiefgreifende Veränderungen in der Organisation erforderte. Wichtige Faktoren waren daher eine klare und transparente Kommunikation, gezieltes Coaching der Führungskräfte, regelmäßige Prozessupdates ohne die Organisation über Details zu informieren und ein begleitendes Change-Management während des gesamten Transformationsprozesses. Gemeinsam mit der Organisation setzten wir fortschrittliche Change-Management Strategien ein, um eine strukturierte und effektive Umsetzung zu gewährleisten. Schließlich war es entscheidend, die Akzeptanz und erfolgreiche Umsetzung durch die Mitarbeiter, die das zentrale Element der Transformation darstellen, mit Hilfe eines erfahrenen Beraterteams sicherzustellen.

2. Analyse und Aufbau der Zielstruktur

Entscheidend war es im ersten Schritt für die Umsetzung eine Zielstruktur und ein Zielbild für die Centrio GmbH zu entwickeln, die auf Basis von Business Units auf den Kunden ausgerichtet ist, aber auch Agilität und Innovation fördert. Mithilfe der H&C Toolbox konnten wir gemeinsam in wenigen Wochen eine Business Unit basierte Zielstruktur für die Organisation schaffen.

Zu Beginn war es essentiell die Aktivitäten, Kapazitäten und Strukturen aufzunehmen und auf den Prüfstand zu stellen. Hierzu nutzten wir u.a. die webbasierte Aktivitätsanalyse über zentralen/dezentralen Einheiten mit dem H&C Activity Radar, sowie die Analyse der aktuellen Organisationsstruktur mit dem H&C Org Radar. Ziel war es eine Kapazitätserhebung, eine Organisationsanalyse durchzuführen und mithilfe von internen/externen Benchmarking den aktuellen Status Quo zu erfassen. Weiterführend sollten Verbesserungspotentiale aufgedeckt und strukturelle/personelle Maßnahmen abgeleitet werden. Auf Basis dessen konnten wir eine vollumfängliche Transparenz sämtlicher organisatorischer Aktivitäten schaffen, die Organisationsstrukturen/-abläufe simulieren und gemeinsam mit der Centrio GmbH die weiteren Schritte, mithilfe einer Maßnahmen-Shortlist, entwickeln.

Im aktuellen Projektbeispiel waren insbesondere die nachfolgenden Themen für die Organisation wichtig:

  • Markt- & Kundennähe:

Um wieder Marktführer zu werden, neue Kunden zu gewinnen und diese langfristig an die Centrio GmbH zu binden war es wichtig, dem Kunden ein ganzheitliches Kundenerlebnis (Customer-Journey) zu bieten. Dieses umfasst sämtliche Phasen von der Produkterstellung, über Marketing, Vertrieb, Kundenservice bis hin zur adäquaten Nutzung der Produkte. Weiterhin war es die Vision näher am Kunden zu sein, auf ihr Feedback zu reagieren und Produkte sowie Dienstleistungen entsprechend maßgeschneiderter anzubieten.

H&C Umsetzung: Die Umstellung von einer funktionalen Organisationsstruktur auf eine produktorientierte (und somit auch auf die Kunden ausgerichtete) Organisationsstruktur in Form von Business Units war hierfür entscheidend. Hierdurch wurden die Mitarbeiter und Teams zentral in Business Units mit konkreten Produktlösungen ausgerichtet und bildeten somit die zentralen Organisationseinheiten. Durch die Zentralisierung der jeweiligen Produktlösungen können die jeweils untergeordneten und spezialisierten Fachabteilungen (Vertrieb, Entwicklung, etc.) ihre Ressourcen effizienter einsetzen und müssen sich nicht mehr auf verschiedene Produkte verteilen. Aufgrund der stärkeren Nähe der Mitarbeiter am Produkt selber, und somit auch am Kunden und an der Branche, ist es möglich als Unternehmen dem Markt gerechter werden und auf Marktveränderungen schneller reagieren. Dies zeigt sich aus unserer Erfahrung auch durch steigende Umsätze bei sinkenden Strukturkosten. Übergreifende Corporate- und Service Funktionen (u.a. Finance, IT, Personal), die keinen direkten Produktbezug haben, wurden separat unter der Geschäftsführung verortet und agieren unterstützend und bereichsübergreifend. Insgesamt können durch die Gestaltung der Organisationsstruktur rund um die Produktlösung Ressourcen gezielter innerhalb der Business Units eingesetzt und Innovationen gefördert werden.

  • Agilität und schnelle Anpassungsfähigkeit:

Um kurzfristiger auf technologische Entwicklungen und sich ändernden Kundenanforderungen reagieren zu können, war es für die Centrio GmbH essentiell, eine neue und agile Unternehmens-struktur zu schaffen. Dies ermöglicht nicht nur eine verbesserte Anpassungsfähigkeit, sondern legte auch den Grundstein für nachhaltigen Erfolg in einem dynamischen Marktumfeld.

H&C Umsetzung: Entscheidend war die gemeinsame Einführung von multidisziplinären Teams, welche die Kerncharakteristik von agilen Arbeiten darstellt. Ein guter Ansatz ist beispielsweise das Projektmanagement agil zu organisieren und die Mitarbeiter nach ihrem individuellen Skillset einzusetzen als nur nach Funktionen. Somit können Mitarbeiter kurzfristig je nach Spezialisierungen/Know-How und Projektspezifika zusammengestellt werden.

Aus unserer Projekthistorie heraus zeigen sich die folgenden Leitlinien:

  1. Für jede Leistung gibt es einen internen oder externen Kunden
  2. Jede Leistung hat einen echten Kundennutzen
  3. Einfache, aber schnelle Lösungen sind besser als 100 Prozent-Lösungen in ferner Zukunft
  4. Laufende Kommunikation zwischen Individuen ersetzen langfristige Detailpläne
  5. Und wenn es nicht klappt: „Kill early, kill cheap – and celebrate the funeral“

Vielfältige Erfahrungen belegen, dass in diesem Stil gestartete Projekte und Entwicklungen zu deutlich kürzeren Durchlaufzeiten, vor allem aber zu besseren Ergebnissen führen: Das, was sich der Auftraggeber vorstellt, wird – dank kontinuierlicher enger Abstimmung – auch schnell und im Zeitverlauf vollständig erreicht. Darüber hinaus ist eine „agile“ Zusammenarbeit auch ressourcen-effizienter: Es wird nur an den Themen gearbeitet, die auch einen Nutzen bringen, ansonsten werden die Kräfte auf neue Aufgaben konzentriert. Mit anderen Worten: Unzufriedene interne oder externe Kunden, Ping-Pong-Prozesse und Blindleistungen können minimiert werden. Für den Aufbau und die Steuerung von multidisziplinären, agilen Entwicklungsteams finden sich zahlreiche Orientierungen in der Tech-Industrie („Spotify-Organisation“) mit z.B. Tribes, Chapters, Squads und Circles.

  • Klare P&L Verantwortung und schnelle, eigenverantwortliche Entscheidungsfindung:

Funktionale Silos und lange, intransparente Entscheidungswege innerhalb der Centrio GmbH waren große Problemstellen innerhalb der Organisation, die zu ineffizienten und wenig kundenorientiertem Auftreten führten.

H&C Umsetzung: Gemeinsam mit der Centrio GmbH haben wir klare P&L Verantwortungen innerhalb der Business Units geschaffen. Mithilfe dessen war jede Führungskraft für den eigenen Bereich innerhalb der Business Unit verantwortlich und wurde an der eigenen P&L Performance (bspw. EBIT) gemessen. Somit konnten Entscheidungen innerhalb des eigenen Verantwortungs-bereichs einfacher und insbesondere eigenverantwortlich getroffen werden. Zuvor war bei der Centrio GmbH in nahezu allen Fällen eine Freigabe der Geschäftsführung notwendig, welche lange und ineffiziente Abstimmungsprozesse über Bereichsebenen hinweg mitbrachte. Gleichzeitig konnten wir hierdurch die Zusammenarbeit und die Kommunikation innerhalb der Organisation verbessern, sowie dazu beitragen, Doppelarbeit zu vermeiden und die Effizienz zu steigern.

3. Entwicklung Blue-Print Organisationsstruktur

Auf Basis der Organisationsanalyse im vorherigen Schritt konnten wir gemeinsam mit dem Management ein Blue-Print der neuen Organisationsstruktur (Führungsebene 1-3) für die Centrio GmbH entwickeln (siehe nachfolgende Abbildung). Mithilfe der zuvor analysierten und ausdef-inierten Zielstruktur haben wir somit strukturelle Leitlinien, bewertete Struktur-Optionen und ein ausgereiftes Detail-Organigramm ausgearbeitet, welches das Grundelement für die Transformation darstellte.

Im Rahmen unserer Erfahrung sehen wir zwei verschiedene Vorgehensweisen hinsichtlich der Ausgestaltung und der Entwicklung des Blue-Prints, die abhängig von den zeitlichen Rahmen-bedingungen sind:

  • Option 1: Quick top-down Blue-Print mit den Führungsebenen 0/1, bei dem innerhalb von 3-4 Workshops der Blue-Print entwickelt wird und sich insbesondere für zeitkritische Transformationen eignet
  • Option 2: Partizipativer/agiler Ansatz der Reorganisation unter Einbezug der jeweiligen Fachbereiche, welcher zwar einen langwierigeren Prozess „über Monate“ darstellt, aber zeitgleich erhöht dieser, durch die aktive Einbindung, die Akzeptanz der Mitarbeiter für die Transformation.

In unserem Beispiel haben wir uns gemeinsam mit der Centrio GmbH für die zweite Option entschieden und mithilfe der Organisation innerhalb von etwa 5 Monaten das Zielbild (siehe nachfolgende Abbildung) entwickelt.

4. Transformation Office mit Erfolgsmessung

Die Zielstruktur auf Basis von Business Units hat den Grundstein für eine erfolgreiche Transformation hin zu einer agileren und produktorientierten Organisation gelegt. Um die Transformation, sowie die Umsetzung und Implementierung zu überwachen und zu steuern haben wir gemeinsam mit der Centrio GmbH ein Transformation Office etabliert. Das Transformation Office, bestehend aus abteilungsübergreifenden Führungskräften, agierte als zentrale Schnittstelle zwischen der operativen Einheit und der Management Ebene. Zu den Aufgaben zählten:

  • Unterstützung der Stakeholder bei der Planung und Implementierung der Projekte
  • Entwicklung und Umsetzung der Projektsteuerung
  • Überwachung und Einführung von projektspezifischen Milestones
  • Bereitstellung von Konzepten zur effizienteren Umsetzung
  • Coaching & Support der Mitarbeiter/Projektleiter

In Zusammenarbeit mit der Vorstandsebene stellte das Transformation Office sicher, dass die operative Umsetzung in der Organisation reibungslos funktionierte und Herausforderungen proaktiv angegangen wurden. Der koordinierte Ansatz garantierte schlussendlich den Transformationserfolg.

Basierend auf vergleichbaren Projekten zeigte sich ebenfalls, dass die Etablierung von Messgrößen während der Transformation ein entscheidender und erfolgskritischer Faktor ist. Das Transformation Office der Centrio GmbH implementierte gemeinsam mit H&C drei führende Maßnahmen, um den Wandel zu überwachen und zu steuern:

  1. Erfolgsmessung: Der erste Schritt konzentrierte sich darauf, sicherzustellen, dass die Transformation innerhalb der Organisation positive Auswirkungen auf die angestrebten Geschäftskennzahlen (KPIs) hatten. Die Transformationserfolge wurden anhand dieser quantifizierbaren KPIs bewertet. Eine gute Methode für die Messung des Transformationserfolges sind Pulse Checks (Soft Facts). Diese werden typischerweise vom Transformation Office begleitet und durchgeführt (Messung Stand der Übergabe des Transformationserfolg, Mitarbeiterzufriedenheit, etc.).
  2. Förderung der Verhaltensübernahme: In dieser Phase konzentrierten wir uns darauf, durch gezielte Maßnahmen und Workshops sicherzustellen, dass die Teams die vorgegebenen Reifestufen entsprechend den festgelegten Meilensteinen erreichten. Um dies zu erreichen, wurden systemische Barrieren identifiziert und angegangen, die den Fortschritt hin zu diesen Meilensteinen behindern könnten, wie etwa Kommunikationslücken oder Widerstände gegenüber neuen Arbeitsweisen. Ein zentraler Ansatz bestand darin, die Teams aktiv in den Prozess einzubinden und für die Notwendigkeit des Wandels zu sensibilisieren, um eine breite Akzeptanz und Engagement für die Veränderungen zu fördern.
  3. Initiierung des Verhaltenswandels: Innerhalb des ersten Jahres sollte die Transformation in 75% des Unternehmens angestoßen werden. Das Transformation-Office spielte eine Schlüsselrolle bei der Überwachung dieser Entwicklung, indem es regelmäßige Pulse Checks durchführte, um einen tieferen Einblick in den Fortschritt, die Herausforderungen und die Wirkung auf die Mitarbeiter zu erhalten. Diese Checks ermöglichten es, den Grad der Akzeptanz und das Engagement der Mitarbeiter für den Kulturwandel zu messen und zu verstehen, inwiefern die Veränderungen im Arbeitsalltag der Mitarbeiter verankert waren. Ziel war es, eine detaillierte Momentaufnahme zu erhalten, die es dem Management ermöglichte, gezielt Unterstützung anzubieten und Anpassungen vorzunehmen, um den Transformationsprozess erfolgreich voranzutreiben.

Neben den führenden Indikatoren wurden auch weitere Indikatoren verfolgt, die Aspekte wie Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterzufriedenheit, Liefergeschwindigkeit und Qualität abdeckten. Diese Indikatoren boten einen Einblick in die langfristigen Auswirkungen der eingeführten Veränderungen und halfen dabei, den tatsächlichen Einfluss der Transformation auf die Centrio GmbH zu verstehen. Eine regelmäßige Überwachung der Kundenzufriedenheit durch Umfragen und Feedbacksysteme, die Bewertung der Mitarbeiterzufriedenheit als Indikator für die interne Zufriedenheit, sowie die Verbesserung der Liefergeschwindigkeit für einen Wettbewerbsvorteil waren entscheidend für die Stabilität und Nachhaltigkeit der Transformation.

Obwohl diese rückläufigen Indikatoren eine gewisse Verzögerung in der Berichterstattung aufwiesen, generierten sie wertvolle Erkenntnisse. Die ersten positiven Ergebnisse bestätigten nicht nur die Wirksamkeit des gewählten Ansatzes, sondern dienten auch als Motivation für die gesamte Belegschaft der Centrio GmbH, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und sich weiterhin für die Veränderungen zu engagieren.

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OMNIKANALMANAGEMENT IM KUNDEN- UND SCHADENSERVICE VON VERSICHERERN

OMNIKANALMANAGEMENT IM KUNDEN- UND SCHADENSERVICE VON VERSICHERERN

Autoren:

  • Dr. André Dibbert, Geschäftsführender Partner
  • Christof Wagner, Geschäftsführender Partner
  • Tobias Schustek, Associate Partner
  • Dr. Niklas Kühsel, Associate

Die Erwartungen von Kunden und Vermittlern verändern sich signifikant. Erlebnisse aus anderen Branchen setzen auch den Maßstab für die Anforderungen an Versicherer. Servicequalität und Individualität sind entscheidende Differenzierungsmerkmale im intensiven Wettbewerb.

Die kundenseitigen Präferenzen hinsichtlich Kundenreisen und Kontaktpunkten verschieben sich dabei zunehmend. So ergibt sich auch für den Kunden- und Schadenservice die Notwendigkeit und gleichzeitig die Chance, die relevanten Kanäle im Rahmen eines stringenten Omnikanalmanagements weiterzuentwickeln und auszusteuern.

Durch den technischen Fortschritt der letzten Jahre eröffnen sich vielfältige neue Möglichkeiten. Digitale Kanäle/Self-Services, Analytics und KI sind zur Steuerung der Kunden auf die präferierten Eingangskanäle einsetzbar, so dass strukturierte Inputdaten für die Prozesse erzeugt werden und sowohl Kundenzufriedenheit gesteigert als auch Mitarbeiterressourcen geschont werden können. Top-Service, hohe Erreichbarkeit und Effizienz sind bei richtigem Technologieeinsatz kein Widerspruch, sondern synonym.

Im unserem E-Paper haben wir unsere Erfahrungen und Gedanken zu diesem Thema kurz zusammengefasst. Anhang konkreter Use Cases zeigen wir exemplarisch, welche Möglichkeiten hier auch kurzfristig umgesetzt werden können.

Gerne stehen wir für ein vertiefendes Expertengespräch zur Verfügung.


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Green Claims Directive (GCD) – Kurz erklärt

Green Claims Directive (GCD) – kurz erklärt

Autoren:

  • Dr. Dirk D. Müller, Partner
  • Konstantin Schopper, Associate

Hintergrund

Nachhaltigkeit ist für Verbraucher zweifellos von großer Bedeutung. Viele Unternehmen kommen diesen Anforderungen nach, indem sie nachhaltige Produkte fertigen, vertreiben und dies entsprechend werblich positionieren. Zur Verstärkung der Glaubwürdigkeit ihres nachhaltigen unternehmerischen Handels, setzen Unternehmen auf nachhaltigkeitsbezogene Claims, unterstützt durch Zertifikate oder Labels. Nach einer Zählung der EU-Kommission gibt es etwa 230 Umweltzeichen auf dem europäischen Markt.

Allerdings sind nicht alle dieser grünen Claims glaubwürdig, so wie auch nicht alle mit nachhaltigen Eigenschaften beworbene Produkte tatsächlich nachhaltig sind. Einige Aussagen sind vage, fehlerhaft oder sogar völlig unbegründet, weil nicht substantiiert. Studien belegen, dass über 50% der verbraucherseitig platzierten Umweltangaben irreführend sind. Was einerseits veritabler Betrug am Kunden ist, stellt andererseits eine ernsthafte Behinderung für Marken und Hersteller dar, die tatsächlich darum bemüht sind, Lösungen zur Reduzierung der Umweltauswirkungen während des gesamten Produktlebenszyklus zu entwickeln. Im Resultat wird es für Verbraucher zunehmend schwieriger zu erkennen, ob sich hinter den Nachhaltigkeits-Claims tatsächlich ernstgemeintes Engagement für die Umwelt und den Klimaschutz, oder nur opportunistisches Greenwashing verbirgt.

Mechanismus & Inhalte

Die Green Claims Directive der Europäischen Union setzt genau hier an. Es gilt, Greenwashing und Falschangaben zu nachhaltigen Produkteigenschaften oder einer nachhaltigen Unternehmensausrichtung zu unterbinden. Konsumenten soll somit bestmöglich befähigt werden, das echte Umweltpotenzial eines Produktes zu erkennen und im Rahmen des Kaufentscheidungsprozesses zu bewerten.

Entsprechend der Richtlinie müssen deshalb alle umweltbezogenen Produktangaben real, relevant und wissenschaftlich bewiesen sein. Die Verwendung von Begriffen wie „umweltfreundlich“, „klimaneutral“ oder „recycelbar“, muss klar belegt und nachvollziehbar dokumentiert werden. Unternehmen wird untersagt, ihre eigenen Labels oder „selbsterklärende“ Zertifikate zu schaffen. Stattdessen müssen Gütesiegel auf EU- oder nationalen Behördenregelungen basieren, die wiederum auf transparenten und nachweisbaren Kriterien beruhen. Eine Überprüfung der Glaubwürdigkeit und Konformität der Claims hat zudem durch einen akkreditierten Drittanbieter zu erfolgen. Die Mitgliedstaaten werden für die Überwachung der Richtlinieneinhaltung zuständige Behörden einrichten.

Umweltbezogene Angaben, die ausschließlich auf Emissionsausgleichssystemen und Kompensationen beruhen, werden verboten. Positive Umwelteffekte dürfen nicht beworben werden, wenn sie durch negative Seiteneffekte kompensiert werden. Sofern in der vergleichenden Werbung mit umweltbezogenen Vorteilen argumentiert wird, muss sichergestellt sein, dass gleichwertige Datenquellen für den Vergleich herangezogen werden. Eine Aktualisierung der umweltbezogenen Angaben hat turnusmäßig alle fünf Jahre oder anlassbezogen zu erfolgen.

Die Green Claims Directive wurde am 12.03.2024 mit großer Mehrheit im EU Parlament verabschiedet. Anschließen werden sich Trilog-Verhandlungen von Europäischer Kommission, dem Europäischen Parlament und dem EU-Ministerrat, voraussichtlich nach den EU Parlamentswahlen im Sommer 2024.

Abgrenzung & Anforderung

In der Konsequenz bedeutet die Green Claims Directive nicht, dass jedes Produkt ein EU-anerkanntes Umweltzeichen tragen muss. Wer nicht über die positiven Umwelteigenschaften seines Produktes informieren möchte, muss dies auch nicht tun, da derlei Angaben freiwillig bleiben. Verpflichtende Aussagen und bereits durch bestehende Vorschriften abgedeckte Aussagen sind nicht betroffen. Sofern jedoch ein „grüner“ Claim über ein Label oder eine Aussage transportiert wird, ist dieser glaubhaft und nachweisbar zu gestalten. Die Anforderungen an Nachhaltigkeits-Produktdaten steigen somit, und Lebenszyklusanalysen sowie Product Carbon Footprints gewinnen – sofern Informationen hierzu veröffentlicht werden – in der Kommunikationsstrategie substantielle Bedeutung.

Betroffene Unternehmen

Die Green Claims Directive richtet sich branchenübergreifend an alle Firmen innerhalb der EU, die umweltfreundliche oder nachhaltige Produkte und Services vermarkten und dies entsprechend kommunizieren. Unternehmen von außerhalb der EU, die EU-Verbraucher mit ihren Green Claims ansprechen, unterliegen ebenfalls der Directive. Unternehmen, die weniger als 10 Mitarbeitende beschäftigen und einen Jahresumsatz von nicht mehr als 2 Millionen Euro erzielen, sind von der Regelung ausgenommen.

Verfahren & Sanktionen

Alle umweltbezogenen Werbeaussagen müssen in Zukunft auf nationaler Ebene zur Genehmigung vorgelegt werden, bevor sie verwendet werden können. Der verabschiedete Text der Directive sieht vor, dass die Claims von akkreditierten Prüfern innerhalb von 30 Tagen bewertet werden. Bei Nichteinhaltung müssen Unternehmen mit einer Geldstrafe von mindestens 4% ihres jährlichen Umsatzes rechnen. Daneben droht ein Ausschluss von öffentlichen Auftragsvergabeverfahren.

Vorbereitung & Umsetzung

Wie intensiv sich Unternehmen auf die Green Claims Directive vorbereiten müssen, hängt einerseits vom eigenen Anspruch ab, ökologische Produkteigenschaften überhaupt werblich in den Vordergrund zu rücken. Daneben ist zu berücksichtigen, wie fundiert, transparent und belastbar das ggf. bereits vorhandene Daten- und Informationsgerüst zur Unterstützung der Green Claims entwickelt ist. Aus unserer Erfahrung gilt es jedoch, folgende Schritte und Anforderungen zu berücksichtigen.

Mehrwert

Greenwashing, faktisch oder als Vorwurf, ist unstrittig schlecht für Verbraucher, für das Image und im Zweifel auch für die Umwelt. Aus Angst vor Greenwashing-Beschuldigung jedoch ins „Greenhushing“ – d.h. dem bewussten Verschweigen von unternehmerischen Umweltinitiativen – zu verfallen und sich deshalb einen Maulkorb zu verpassen, wäre genauso wenig zielführend.

Sofern Unternehmen bereits ehrgeizige, objektiv nachvollzieh- und belegbare Nachhaltigkeitsziele verfolgen, sollten diese auch aktiv kommuniziert werden. Der Verbraucher gewinnt Transparenz, was zu fundierten Kaufentscheidungen führt. Andere, marktbegleitende Unternehmen können zudem einem guten best-practice Beispiel folgen, von Wissensaustausch profitieren und ihre eigene ESG Transformationsagenda weiterentwickeln. Schlussendlich hilft die offene, fundierte unternehmerische Kommunikation über Nachhaltigkeitsanstrengungen und Produkteigenschaften dabei, dass sich Nachhaltigkeit zu einer sozialen Norm entwickelt, die weitreichend akzeptiert und praktiziert wird.

Horn & Company verfügt über umfassende Erfahrung im Kontext unternehmerischer ESG-Transformationen. Als Experte für datengetriebene Optimierungen, bringen wir Transparenz in ESG-bezogene Produkt- und Unternehmensdaten, helfen bei Entscheidungsfindungen und der Berichterstattung. Wir unterstützen bei der rechtskonformen Implementierung regulativer Vorgaben und der wirksamen Verankerung von Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie, dem Geschäftsmodell sowie in der Ablauf- und Aufbauorganisation.

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BEARBEITUNGSSITUATION IN DER SCHADENREGULIERUNG NACHHALTIG VERBESSERN

Bearbeitungssituation in der Schadenregulierung nachhaltig verbessern

Autoren:

  • Dr. André Dibbert, Geschäftsführender Partner
  • Dr. Christoph Hartl, Partner
  • Dr. Philipp Wanger, Senior Associate
  • Dr. Bastien Karlhofer, Associate

Schadenzahlen von Versicherungen steigen, Kumulereignisse wirken verschärfend und sorgen für eine angespannte Situation in der Schadenbearbeitung auch noch lange nach dem Ereignis.

Gleichzeitig ist nicht nur das Ergebnis der Schadenregulierung, sondern insbesondere auch die Zufriedenheit mit der Bearbeitungsdauer und der -geschwindigkeit eine relevante Einflussgröße auf die Wechselbereitschaft der Kunden.

Trotz aller Digitalisierungsanstrengungen sehen sich Versicherer ganz operativen Herausforderungen zur Verbesserung der Bearbeitungssituation, aktiver Prävention oder gar dem Abbau langfristiger Rückstände in der Schadenregulierung gegenüber. Viele Steuerungsansätze sind ressourcenintensiv und teuer, aber bringen oft nicht die gewünschten Effekte – mit zunehmender Frustration der Mitarbeiter.

Ob Sie bereits in einer Rückstandssituation sind, oder Sie aufgrund der sich verschärfenden Bearbeitungssituation darauf zusteuern – in vier Phasen sollten Sie die Situation in der Schadenbearbeitung nachhaltig verbessern und zu einer effektiven und vorausschauenden Schadenregulierung kommen:

  • Transparenz IST-Situation
    Abgleich der Menge an Schadenvorgängen mit den vorhandenen Kapazitäten in
    der Schadenbearbeitung
  • Prognose & Maßnahmen
    Erstellung einer Prognose zum Verlauf der Bearbeitungssituation unter Beachtung individu-eller Rahmenbedingungen
  • Umsetzung & Tracking
    Wirkungsvolle Implementierung der abgeleiteten Maßnahmen gemäß Priorisierung, zeitlicher Umsetzbarkeit und Effektivität
  • Nachhaltige Verankerung
    Bei Erreichung Zielmenge an Schadenvorgängen Stabilisierung und Absicherung des neuen Status quo

In unserem E-Paper haben wir unsere Erfahrungen in hierzu zusammengefasst. Wie Sie die dort aufgeführten Ansätze zur nachhaltigen Verbesserung, zur Prävention und dem Weg aus einer Rückstandssituation bei sich am besten implementieren, erläutern wir Ihnen gerne auch persönlich.

Zum E-Paper


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Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) 2 – kurz erklärt

Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) – kurz erklärt

Autoren:

  • Dr. Dirk D. Müller, Partner
  • Dr. Larissa C.S.K. Asante, Senior Associate

Hintergrund

Am 15. März 2024 haben die EU-Mitgliedsstaaten für die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) gestimmt, die politisch umstritten und von Deutschland auf der Zielgeraden abgelehnt wurde. Ziel dieser EU-Initiative ist es, Unternehmen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu verpflichten, die Einhaltung der Menschenrechte und von Umweltschutzstandards sicherzustellen.

Die aktuelle Version der Richtlinie wurde im Vergleich zum vorherigen Stand modifiziert und hinsichtlich ihres Anwendungsbereichs unternehmerfreundlicher gestaltet. Derlei Änderungen waren notwendig, um trotz der Enthaltung Deutschlands die erforderliche Mehrheit zu sichern. Nach Veröffentlichung der Richtlinie haben die Mitgliedsstaaten zwei Jahre Zeit, die CSDDD in nationales Recht umsetzen. Für Deutschland bedeutet dies, dass das nationale Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) der CSDDD entsprechend angepasst wird.

Betroffene Unternehmen

Wesentliches Augenmerk des kontrovers diskutierten Richtlinienentwurfs lag auf dem Geltungsbereich, der in seiner ursprünglichen Form eine sehr große Anzahl europäischer Kleinunternehmen umfasst hätte. Dieser wurde reduziert und in der vorliegenden Fassung sind Unternehmen größer 1.000 Mitarbeitenden und mit mehr als 450 Mio. EUR Jahresumsatz betroffen. Diese Schwellenwerte gelten auch für Unternehmen aus bestimmten Hochrisikosektoren (z.B. Textil-, Bau-, Landwirtschaft), für die ursprünglich Sonderregelungen vorgesehen waren.

Insgesamt unterliegen – so Schätzungen – demnach ca. 5.500 Unternehmen EU-weit der CSDDD und damit deutlich weniger als die etwa 13.000 betroffene Firmen m Rahmen des initialen Vorschlags.

„Aktivitätenkette“ und geschützte Positionen

Die CSDDD zielt darauf ab, Unternehmen dazu zu verpflichten, negative Auswirkungen auf Umwelt- und Menschenrechtsstandards entlang ihrer Liefer- und Wertschöpfungskette zu vermeiden. Die in der Direktive verwendete Nomenklatur der „Aktivitätenkette“ schließt den eigenen Geschäftsbereich, vorgelagerte Geschäftspartner (mittelbare und unmittelbare Zulieferer) und nachgelagerte Tätigkeiten (z.B. Vertrieb, Logistik, Installation) ein. Entsorgung, Deponierung, Demontage oder das Recycling von Produkten wurden in der letzten Fassung gänzlich ausgeschlossen.

Mit Blick auf negative Auswirkungen auf Menschenrechte, findet sich in der CSDDD ein umfassender Verweis auf völkerrechtliche Abkommen, wie z.B. dem Internationalen Übereinkommen über wirtschaftliche, soziale und politische Rechte der Vereinten Nationen. Daneben wird auf Kernübereinkommen der International Labour Organisation verwiesen, welche Rechte, z.B. gegen ungleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, gegen Kinderarbeit und Zwangsarbeit umfassen.

Die CSDDD erfordert außerdem die Berücksichtigung diverser nachweisbar negativer Umweltauswirkungen sowie umweltschädlicher Substanzen, die gemäß internationaler Übereinkommen verboten sind. Beispiele hierfür sind Quecksilber gemäß dem Minamata-Abkommen, der Import und Export von gefährlichen Abfällen gemäß dem Basel-Abkommen, schädliche Chemikalien gemäß dem Stockholm-Abkommen, die Erhaltung der biologischen Vielfalt gemäß den Vereinten Nationen und Substanzen, die zum Abbau der Ozonschicht führen, gemäß den Übereinkommen von Wien und Montreal.

Sorgfaltspflichten

Die Sorgfaltspflichten der CSDDD umfassen folgende Schritte, die in den OECD-Leitlinien für die Sorgfaltspflicht bei verantwortungsvollem Geschäftsgebaren festgelegt sind und die Maßnahmen für Unternehmen zur Ermittlung und Bewältigung negativer Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Umwelt beinhalten.

Umsetzung

Die Richtlinie sieht eine gestaffelte Umsetzung vor.

  • Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitenden und mehr als 1,5 Mrd. EUR Jahresumsatz müssen die Richtlinie 3 Jahre nach Inkrafttreten umsetzen. Die Berichterstattung beginnt am 1. Januar 2027.
  • Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden und mehr als 900 Mio. EUR Jahresumsatz müssen die Richtlinie 4 Jahren nach Inkrafttreten umsetzen. Die Berichterstattung beginnt am 1. Januar 2028.
  • Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und mehr als 450 Mio. EUR Jahresumsatz müssen die Richtlinie 5 Jahren nach Inkrafttreten umsetzen. Die Berichterstattung beginnt am 1. Januar 2029.

Sanktionen & Haftung

Die zuständigen nationalen Aufsichtsbehörden können gegen Unternehmen, die sich nicht richtlinienkonform verhalten, Sanktionen verhängen, darunter Geldbußen von bis zu fünf Prozent des weltweiten Netto-Jahresumsatzes.

Im Gegensatz zum LkSG sieht die CSDDD auch eine zivilrechtliche Haftung vor. Unternehmen haften in diesem Fall für Schäden, die bei natürlichen oder juristischen Personen entstanden sind, sofern unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung bzw. zur Beseitigung oder zur Minderung nachteiliger Auswirkungen nicht ausreichend nachgekommen wird.

Abgrenzung zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzt (LkSG)

Die CSDDD erweitert die geschützten Rechtsgüter und die Sorgfaltspflichten im Vergleich zum LkSG erheblich. Die Richtlinie legt Unternehmen weitreichende Verpflichtungen auf, um Umwelt- und Menschenrechtsstandards entlang ihrer Lieferketten einzuhalten. Zudem greift die CSDDD das Ziel des Pariser Klimaabkommens zur Beschränkung der Erderwärmung um 1,5°C auf. Unternehmen, die zur Umsetzung der CSDDD verpflichtet sind, müssen einen durchführbaren „Transition Plan“ erstellen, der darauf abzielt, innerhalb ihrer Geschäftsmodelle und Unternehmensstrategien zu den Klimaschutzzielen beizutragen.

Herausforderung für den Mittelstand

Die Resonanz auf die CSDDD könnte unterschiedlicher nicht sein. Während einerseits der Durchbruch auf politischer Ebenen – trotz Abschwächung in einigen wesentlichen Bereichen – gefeiert wird, wird die Richtline in der Wirtschaft durchaus kritisch beurteilt. Wie man es auch sieht: die Umsetzung der CSDDD wird ihren positiven Beitrag zur Achtung der Menschrechte und zum Umweltschutz leisten und dabei helfen, Risiken zu erkennen und abzustellen. Inwiefern sich dadurch tatsächlich Wettbewerbsnachteile auf internationalem Parkett ergeben, Unternehmen uneinlösbare Pflichten aufgebürdet werden oder Überregulierung droht, bleibt abzuwarten.

Mit Blick auf das bereits in Kraft gesetzte LkSG und die CSRD, sind viele Unternehmen ohnehin heute bereits dazu verpflichtet, Transparenz in ihre Wertschöpfung zu bringen, Risiken zu managen und verbindlich über Nachhaltigkeit zu berichten. Da die Berichtspflicht aus der CSDDD über die Vorgaben der CSRD abgedeckt ist und das LkSG bereits hilfreiche Transparenz in die (upstream) Aktivitätenketten liefert, ist es förderlich, bereits jetzt die anstehenden Umsetzungsaufgaben der Verordnungen zu synchronisieren und effizient Schnittmengen zu bilden.

Horn & Company hilft Unternehmen bei der Umsetzung Ihrer Transformationsagenda. Wir begleiten bei der Erstellung einer zukunftsweisenden ESG-Strategie, bei der rechtskonformen Implementierung regulatorischer Anforderungen und verankern Nachhaltigkeit wirksam in Ablauf- und Aufbauorganisationen.

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